Herkunft

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Wissenswertes zur Herkunft
 

Es kann nur vermutet werden, wie die schlanke, beigefarbene Siamkatze mit dunklen Abzeichen entstanden ist. Bereits in vorchristlicher Zeit dürften in Siam, etwa dem heutigen Thailand entsprechend, Katzen gezüchtet worden sein. Die Körperform, die Stimme und die einmalige Abzeichen-Färbung der siamesischen Katzen sind das Ergebnis einer Mutation, die danach von Katzenliebhabern mit derartigen Tieren gekreuzt und gezüchtet wurde. Leyhausen nimmt an, dass Siamkatzen aus einer Kreuzung zwischen asiatischen Hauskatzen mit Bengalkatzen entstanden sind. Selbst in Thailand waren Siamkatzen immer selten, deshalb ist überliefert, sie sei früher eine "königliche" Katze und nur dem Adel vorbehalten gewesen. In der National Library in Bangkok finden wir aus dem Jahr 1350 eine Illustration und Beschreibung von Sealpoint-Katzen im "Cat Book Poems". Der Autor Phra Nakhon widmete dies den Siamkatzen anlässlich der Stadtgründung von Ayutthaya. Noch anfangs dieses des 20. Jahrhunderts wurden von amerikanischen katzeninteressierten Touristen in der nordöstlichen thailändischen Provinz Korat (heute Nakhon Ratchasima) zwei Typen von Schlankformkatzen beschrieben, nämlich die steingraue Si-Sawat (wohl die heutige Korat-Katze) mit grünen Augen und die beigefarbene mit schwarzen Abzeichen, eben die bekannte Siamkatze.


Anfänge der Siamkatzenzucht in Europa und den USA in Zoos
 

In Europa waren Ende des letzten Jahrhunderts Siamkatzen gelegentlich in den Zoologischen Gärten von Berlin, Frankfurt, Dresden und Den Haag zu sehen. Seit ca. 1890 wird die Siamkatze erfolgreich gezüchtet, nachdem die ersten Exemplare bereits 1971 an der 1. Katzenausstellung in London einem völlig erstaunten Publikum präsentiert wurden. Ein Kritiker nannte diese Tiere damals "unnatürlich und alptraumhaft". Nachweislich steht fest, dass 1884 der englische Generalkonsul Owen Gould ein Paar siamesische Katzen namens Pho und Mia nach Grossbritannien einführte, welche er als Geschenk des Königs von Siam erhalten hatte. 1885 wurden im Londoner Kristallpalast bereits deren ersten Siam-Nachkommen Duen Ngai und Kalahom und Karomata ausgestellt. Allerdings starben diese exotischen Tiere und deren Nachzucht bereits bald darauf, weil ihre Widerstandskraft einfach nicht ausreichte, um kleinere Infekte sowie die klimatisch ungünstigen Bedingungen zu überstehen. Schutzimpfungen gab es noch keine. Die Haltung dieser blauäugigen, fremdländischen Katzen war damals schwierig, denn man wusste einfach zu wenig über deren Lebensgewohnheiten. Man hielt sie darum meist abgekapselt unter fast sterilen Bedingungen: z.T. in subtropischen Gewächshäuser und Wintergärten.

US-Zucht mit Englandimporten
Ma und Tilo bildeten wohl auch den Grundstein der nordamerikanischen Zucht als sie später zu Mrs. Clinton-Locke (der Mutter der Amerikanischen Cat Fancy) verschickt wurden. Diese beiden Katzen waren dann an manchen US-Ausstellungen zu sehen. Die erste Siamkatze in den USA kam bereits am 3.1.1879 mit dem Überseedampfer "SS Belgic" von Hongkong in San Francisco an. Danach wurde diese Katze per Express mit der Eisenbahn quer über den Kontinent nach Washington zu Miss Lucy Webb-Hayes, der Frau des damaligen Präsidenten, gesandt. Diese Katze, genannt Siam, starb jedoch schon am 1. Oktober 1879. Um 1900 wurde dann von Miss R. Locke aus Frankreich der Kater "Prince of Siam" nach Amerika importiert. Im Jahr 1903 wurde Lockhaven Siam und Sally als erste Siam im Studbook Bd. I des Beresford Cat Club registriert.
Erster Siamkatzen-Standard bereits vor 100 Jahren. Für die Royal Cats of Siam wurde 1892 in England der erste Rassestandard aufgestellt. 1902 formulierte der britische Siamese Cat Club, noch heute einer der weltgrössten Spezialclubs, einen überarbeiteten Rassestandard. Auch existierten schon 1896 mehrere Farbschläge, z.B. eine Bluepointkatze Lady Blue Blue of Pegu von Mrs. Spearman. Diese Bluepoint wurde anlässlich der Katzenschau im British-Hollandhouse von Mr. Louis Wain nicht gerichtet, weil sie eben blau und nicht bisquitfarben, wie die Mehrheit der bis damals ausgestellten Katzen war. Derartig gefärbte Siam-Katzen wurden damals einfach als Mutationen betrachtet. Blue-Points wurden in der Folge erst 1931 durch den gestrengen GCCF (Governing Council of the Cat Fancy) in England als eigenständige Siam-Farbe (24 a) anerkannt.


Historische Ursprünge in Fern-Ost
Noch im Jahre 1937, anlässlich der 1. Katzenausstellung in Bern (Schweiz), wurden zwischen Kurzschweif- und Langschweif-Siamkatzen unterschieden und in zwei Kategorien gerichtet. Es wurden 29 langschweifige und 11 kurzschweifige Siamesen gezeigt. Chocolate-Points wurden als 24 b durch den GCcF erst 1950 offiziell anerkannt, auf Initiative von Miss E. Wenthwort Fitzwilliam. In den USA wurden aber in der Folge bereits 1955 die Lilac-Point Siamesen anerkannt (dort Frost-Points genannt). Im traditionsbewussten England wartete man mit der Anerkennung der Lilacs (24 c) noch bis ins Jahr 1960. Erste Tabby-Siamesen züchtete Mrs. Hood in Schottland in den Vierziger Jahren. Bis zur Anerkennung dauerte es aber bis 1966. Redpoints wurden erstmals 1934 in London gezeigt durch Mrs. A. Ray und Dr. Nora Archer. Zur Anerkennung kam es dann erst 1965, und die Tortiepoints wurden 1966 zugelassen. Noch heute werden in den USA bei der Cat Fancier Association (CFA) Tabby-, Red-, Créme- und Tortie-Point Siamesen als Color-Point-Shorhair bezeichnet. Als echte Siamesen werden nur die vier Grundfarben seal, blue, chocolate und lilac zugelassen. Diese dürfen auch nicht mit Colourpoint-Shorthair (Tabby-Siam), Red-Points oder Orientalen gekreuzt werden. Falls dies dennoch geschieht, wird aber der siamfarbige Nachwuchs als AOV (any other variety) bezeichnet und hat keine Chance, bei den Siamesen ausstellungsmässig zu konkurrieren oder im Zuchtbuch als Siam eingetragen zu werden. Diese Restriktion hat aber auch ihre gute Seite, denn in den USA sind die Siamesen mehr oder weniger ohne Fremdeinkreuzung geblieben und wirken meist noch eleganter als die englischen.


Die erste nachweisliche Erwähnung von Siamkatzen findet sich im Manuskript „Gedichte der Katze“ des Autors Phra Nakhon, das sich heute in der Nationalbibliothek in Bangkok befindet. Es datiert in seinen Ursprüngen auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück und stammt aus Ayutthaya,  der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs. Die durch Hofmaler eingefügten Katzenabbildungen zeigen Abbildungen von Katzen, die die typischen Eigenschaften einer Siamkatze, helle Körperfellfarbe und Points an Ohren beziehungsweise Gesicht, Pfoten und Schwanz zeigen.
Die im alten Siam „Vichien Mas“ (auch „Wichien-Maat“) genannten Siamkatzen waren bevorzugte Haustiere des Königshauses und des siamesischen Hochadels. Teilweise wurden sie auch in Tempeln und Klöstern gehalten und gezüchtet. Die Siamkatze spielte alten Schriften zufolge auch in der buddhistischen Religion eine wichtige religiös-spirituelle Rolle. Starb ein Mitglied der Königs- oder Adelsfamilie, nahm eine ausgewählte Katze die Seele eines Verstorbenen auf. Der Katze wurden anschließend spirituelle Kräfte nachgesagt und sie verbrachte den Rest ihres Lebens im Tempel, wo sie als Reinkarnation des Verstorbenen verehrt wurde.
Der Besitz von Siamkatzen war streng geregelt, und kein Tier durfte das Land verlassen. Vereinzelte Siamkatzen kamen in den 1870er-Jahren nach Grossbritannien und den USA und starben dort aber schnell infolge fehlender klimatischer Anpassung und falscher Haltung. 1871 erregten erste ausgestellte Siamkatzen im Londoner Crystal Palace große Aufmerksamkeit. 1884 schenkte der siamesische König Chulalongkorn dem britischen Generalkonsul Sir Edward Blencowe Gould ein männliches und ein weibliches Tier. Pho und Mia, wie beide hießen, wurden zu dem ersten Zuchtpaar in England. Bereits kurz nach ihrer Ankunft begann man endgültig, Siamkatzen mit in das Zuchtprogramm aufzunehmen und weitere Tiere nach England einzuführen. Erste Nachkommen des Siamkatzenpaares Pho und Mia wurden bereits auf der großen Katzenausstellung im Londoner Crystal Palace 1885 ausgestellt.